Heute geht unser Weg von Tyndrum nach Bridge of Orchy. Die Landschaft wird insgesamt „karger“, gelbe Highlights sind die üppigen Ginsterbüsche, die rechts und links des Weges leuchten. Wir wandern auf einer sehr alten Militärstraße, die bereits im 18. Jahrhundert im Rahmen der sogenannten „Jakobiteraufstände“ (nicht zu verwechseln mit den Jakobinern) gebaut wurde.
Obwohl diese Gegend als sehr regenreich gilt, ist der Himmel mittags strahlend blau und es weht nur ein leichtes Lüftchen. Wir haben schätzungsweise 23 oder 24 Grad, das sind für schottische Verhältnisse höchstwahrscheinlich hochsommerliche Temperaturen! Das Gehen wird anstrengender, so dass wir kaum noch miteinander reden. Unterwegs werden wir ab und zu von Wanderern überholt, die wir auf unserem Weg bereits kennengelernt haben. Man tauscht sich kurz darüber aus, wie es den Füßen geht, was die nächste Etappe ist, und zieht dann im eigenen Tempo weiter.
Am frühen Nachmittag kommen wir in Bridge of Orchy an. Überall sind die Schottischen Highlands – wenn überhaupt – nur sehr dünn besiedelt, und auch dieses „Dörfchen“ lässt sich am ehesten als eine Ansiedlung von vier Häusern, einem Hotel und einem Bahnhof in der Nähe bezeichnen. Wir hatten geplant, am frühen Abend mit dem Zug zurück nach Tyndrum zu fahren (da hier bei unserer Buchung keine Betten mehr frei waren), erfahren dann aber von einer jungen Frau am Nebentisch, dass in 5 Minuten ein Bus in diese Richtung fahren wird. Auf unseren Apps und im Internet war von dieser Verbindung nichts zu lesen, und ich frage mich, woher die Schotten wissen, wann von wo welcher Bus abfährt.
Abends decken wir uns im kleinen Supermarkt mit Vorräten für die nächsten zwei Wandertage ein, da es auf den nächsten 20 Kilometern keine Einkaufsmöglichkeit mehr gibt. Aber nicht nur Lebensmittel, sondern auch das ein oder andere Geschenk für unsere Lieben zu Hause findet seinen Weg in unsere Einkaufstaschen…
